Es ist eine Weile her, seit ich einen Blogeintrag geschrieben habe. Nach einer guten letzten Vorbereitung in Copper Mountain (USA) ging es für die ersten Weltcuprennen der Saison nach Beaver Creek (USA). Das Wetter war die ganze Woche schön, wir hatten durchgehend Sonnenschein und eine perfekt präparierte Abfahrtsstrecke. Die «Birds of Prey», wie sie genannt wird, ist eine fantastische Abfahrtsstrecke. Sie hat alles zu bieten, von flachen Gleitpassagen bis zu extrem steilen Abschnitten und weiten Sprünge. Definitiv eine meiner Lieblingsstrecken.
Beim ersten Abfahrtstraining war ich sehr nervös, da es für mich über 600 Tage her war, dass ich auf einer Weltcupstrecke gestanden bin. Es war eher ein Herunterfahren als ein Angriff, aber das war für das erste Training in Ordnung. Am nächsten Tag musste ich dann mehr Gas geben, da es in der internen Qualifikation um den Startplatz für das Abfahrtsrennen ging. Leider konnte ich mich nicht durchsetzen, da meine Fahrt noch zu fehlerhaft war und ich viel Zeit verlor. Einige Passagen waren jedoch schon wieder recht gut.
Am 07.12.24 war es dann soweit. Nach 620 Tagen stand ich wieder am Start eines Weltcup-Super-G. Ich startete gut, doch beim dritten Tor hakte ich entweder ein oder fädelte mit dem Ski ein. Ich konnte mich gerade noch retten und im Rennen bleiben, hatte aber danach keinen guten Grip mehr auf dem Ski und schied weiter unten aus. Als ich im Ziel meinen Ski anschaute, war mir sofort klar, warum: Plastik von der Stange hatte sich in die Kante gedrückt, und der Ski war kaputt. Damit war klar, dass ich eingefädelt hatte. Nicht gerade das Comeback, das ich mir gewünscht hatte.
Nach über einem Monat in den USA ging es endlich nach Hause. Ein paar Tage Erholung und Konditionstraining standen auf dem Programm. Es tat sehr gut, nach so langer Zeit wieder zu Hause zu sein.
Diese Zeit war aber nicht von langer Dauer, denn Gröden (ITA) stand schon vor der Tür. Die «Saslong» ist eine absolute Traumabfahrt. Man ist gefühlt mehr in der Luft als am Boden, was extrem viel Spass macht. Das erste Training war wieder ein langsames Herantasten, bevor es beim zweiten Training in der internen Qualifikation wieder um den Startplatz für das Abfahrtsrennen ging.
Im oberen Teil erwischte ich die wohl wichtigste Startkurve nicht gut und verlor so im ersten Streckenabschnitt extrem viel Zeit. Danach hatte ich einige Sektoren mit schnellen Abschnittszeiten, aber durch den grossen Fehler reichte es nicht für die interne Qualifikation. Somit blieb mir nur der Startplatz im Super-G am Freitag.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag schneite es stark, wodurch die Piste weich wurde. Ich startete gut und schnell auf dem flachen Startstück, verlor danach aber enorm viel Zeit. Als ich im Ziel abbremste und sah, dass ich über vier Sekunden zur Spitze verloren hatte, war ich sprachlos. Im Skirennsport ist das wohl die schlimmste Situation: nicht zu wissen, wo man so viel Zeit verloren hat. Die spätere Videoanalyse ergab, dass ich zu hart auf dem weichen Schnee gefahren bin. Trotz dieser Niederlage war es sehr schön, einige Mitglieder meines Fanclubs im Ziel zu sehen, die mich anfeuerten. Das war ein sehr schönes Erlebnis.
Nach Gröden feierte ich zu Hause mit der Familie Weihnachten, wenn auch nur kurz, denn am 25.12. ging es weiter nach Bormio (ITA). In Bormio lag extrem wenig Schnee, wodurch die Piste noch unruhiger war als sonst. Neben der unruhigen Piste war es, wie immer in Bormio, sehr eisig. Dieses Jahr war es jedoch besonders unbeständig und wechselhaft: Ein Tor war sehr eisig und glatt, das nächste wieder griffig, was die Materialabstimmung erschwerte.
Alle reden immer von der «Streif» als der schwierigsten Abfahrt der Welt, aber die «Pista Stelvio» in Bormio ist viel brutaler! Man hat nie Ruhe, steht permanent unter Stress und wird von oben bis unten durchgeschüttelt. Die Anzahl der Verletzten in diesen vier Tagen spricht für sich. Ich wünsche allen Athleten, die sich verletzt haben, gute und schnelle Besserung!
Nach dem ersten Training, einer soliden Fahrt mit Rang 39, verspürte ich im Ziel starke Verspannungen im unteren Rücken und hatte Schmerzen. Am Nachmittag und Abend hatte ich viel Physiotherapie und tat alles, um die Schmerzen zu lindern und die Mobilität zu verbessern. Am nächsten Morgen stand nämlich die interne Qualifikation im Abschlusstraining an. Mit Tape und Schmerzmitteln konnte ich fahren und mich mit Rang 38 durchsetzen. Während der Fahrt verspürte ich keine Schmerzen, jedoch umso mehr im Ziel. Auch an diesem Nachmittag war wieder viel Physiotherapie notwendig, um am Renntag starten zu können.
Im Abfahrtsrennen startete ich gut, doch es schlichen sich einige Fehler ein. Ein gravierender Fehler vor dem «San Pietro» Sprung kostete mich wertvolle Zeit. An dieser Stelle habe ich die Punkte vergeigt. Drei der sechs Sektoren waren gut, die anderen nicht, was am Ende Rang 44 bedeutete. Während der Fahrt behinderte mich mein Rücken nicht, aber im Ziel waren die Schmerzen wieder stark. Am Nachmittag folgte erneut Physiotherapie.
Am Morgen des Super-G-Rennens war mein Rücken noch steifer als die Tage zuvor, und ich war unsicher, ob ich starten sollte. Beim Einfahren ging es einigermassen und ich entschied mich zu starten. Doch weit kam ich nicht: Bei der Einfahrt in die «Carcentina» war die Piste sehr unruhig, und mir fehlte das Vertrauen, voll draufzugehen. Auf so einer Piste hat man keine Chance, wenn man nicht vollkommen fit ist. Ich wollte es probieren, aber es ging einfach nicht…
Nun bin ich wieder zu Hause und werde mich in dieser Woche vor allem um meinen Rücken kümmern und Konditionstraining machen. Nächste Woche stehen ein paar Skitrainingstage an, bevor es nach Wengen (SUI) zu zwei Europacup-Super-G und anschließend zu den Weltcuprennen geht.
Das Positive ist, dass ich Sektorweise schnell bin und den Speed habe um in die Punkteränge zu fahren. In den vergangenen Rennen machte ich einfach ein, zwei grössere Fehler die mir die Fahrt vermasselten. Diese gilt es im 2025 zu vermeiden. ;)
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, viel Glück und Gesundheit für 2025!
Bis Bald.
/Nico
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