Diese Saison werde ich leider keine Rennen bestreiten können. Wie ihr bereits wisst, habe ich seit längerer Zeit Probleme mit meinem Rücken, genauer gesagt mit meiner Bandscheibe. Alles begann letzten Februar, als ich Mitte der Saison immer einen leichten Zug im Bereich der Gesäss- und Hamstring-Muskulatur verspürte. Ich konnte jedoch schmerzfrei Skifahren und mit Physiotherapie und Chiropraktik war alles in Ordnung. Am Ende der Saison bei der Schweizer Meisterschaft in Verbier (SUI) verschlimmerte sich plötzlich mein Zustand und meine Wade hatte keine Kraft mehr. Die Diagnose lautete Bandscheibenvorfall im Wirbelbereich L5 S1. Dieser Bandscheibenvorfall drückte genau auf den Nerv und verursachte Symptome des Kraftverlusts im Bein. Anfang April wurde ich direkt operiert und mein Zustand verbesserte sich innerhalb von vier Wochen ziemlich schnell. Die Kraft war gut, die Schmerzen waren weg und ich konnte ein gutes Sommertraining absolvieren. Die Vorbereitung verlief nach Plan und die Formkurve passte. Ende September, als das Skitraining auf den Gletschern intensiver wurde, verspürte ich plötzlich wieder einen Zug in der Gesäß- und Hamstring-Muskulatur, dieses Mal aber mit Schmerzen verbunden. Zum Glück hatte ich jedoch keinen Kraft- und Gefühlsausfall im Bein. Die Diagnose war erneut ein Bandscheibenvorfall im L5 S1.
Dieses Mal entschied ich mich gemeinsam mit den Ärzten gegen eine Operation und wählte stattdessen eine konservative Behandlung mit viel Physiotherapie und Chiropraktik. Da ich keinen Kraft- oder Gefühlsverlust hatte, schien dies eine gute Entscheidung zu sein. In den ersten ein bis zwei Monaten schonte ich mich sehr und förderte den Heilungsprozess in meinem Rücken. Die Symptome verbesserten sich deutlich, aber ich war nie vollständig schmerzfrei und die Schmerzen und Symptome änderten sich immer wieder. Nach knapp zweieinhalb Monaten Pause vom Skifahren kehrte ich zum ersten Mal auf die Ski zurück. Das Gefühl auf den Skiern war sehr gut und mein Rücken fühlte sich auch gut an. Daher schöpfte ich Hoffnung, dass ein Comeback bis Wengen (SUI) möglich sein könnte. Ich erhöhte die Belastung beim Skifahren und im Konditionstraining. Die Symptome und Schmerzen waren immer unterschiedlich aber nie ganz verschwunden. Besonders beim Sitzen hatte ich Probleme und Schmerzen. Anfang Januar absolvierte ich drei Tage Training in Santa Caterina (ITA) bei dem es auf den Skiern gut lief und ich konnte sogar im Super-G schmerzfrei durch die Tore fahren. Nach diesem Training entschied ich mich nach Wengen zu reisen und das erste Abfahrtstraining zu bestreiten und dann von Tag zu Tag entscheiden.
Am Anreisetag führte ich wie üblich ein kleines Aktivierungsprogramm im Konditionstraining durch. Dabei handelt es sich immer um ein Training mit wenig Gewicht, bei dem der Fokus auf Schnelligkeit, Schnellkraft und Aktivierung der Muskulatur für die kommenden Tage liegt. Genau bei diesem Training verspürte ich einen kleinen "Zwick" im Rücken und plötzlich hatte ich sehr starke Schmerzen, mein Bein wurde langsam taub und begann zu kribbeln. Ich wusste sofort, dass das kein gutes Zeichen war und begab mich zusammen mit dem Trainer zum Arzt. Dort konnte ich noch am gleichen Tag ein MRI machen, bei dem sich herausstellte, dass wieder die gleiche Bandscheibe Probleme machte. Gemeinsam mit dem Ärzteteam entschied ich mich sofort für eine Operation, da ich erneut starke Ausfälle der Kraft im Bein hatte und ein zu langer Kraftausfall für einen Leistungssportler nicht optimal ist und das Risiko zu gross wäre, langfristige Schäden davon zu tragen.
Am 9. Januar 2024 wurde ich operiert und lag im Krankenhaus, anstatt im Starthaus der schönen und legendären Lauberhorn-Abfahrt. Dieses Gefühl kenne ich leider schon zu gut, wenn man im Krankenhaus liegt und die Saison begraben muss. Am Anfang ist man ziemlich enttäuscht und auch ein Stück hoffnungslos. Dennoch fand ich ziemlich schnell wieder die Motivation, alles daran zu setzen, möglichst schnell wieder zurückzukommen. Diesmal wird die Genesung jedoch eher langsam sein.
Die Operation verlief gut, der Arzt berichtete, dass alles sehr entzündet war und es sich um den Bandscheibenvorfall vom September handeln musste. Mein Körper hat die Bandscheibe wohl nicht von selbst abgebaut und daher war eine operative Intervention wohl unvermeidbar. Wahrscheinlich wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich erneut Probleme bekommen hätte. Nun bin ich ehrlich gesagt sehr froh, dass es nicht auf der Piste passiert ist, sondern noch im Konditionstraining unter kontrollierten Bedingungen. Wer weiss, was passiert wäre, wenn ich plötzlich einen Kraftverlust bei der Landung vom «Hundschopf» gehabt hätte... Nun ist mein Nerv vom Druck der Bandscheibe befreit und alles wurde sauber ausgespült. Seit der Operation bin ich komplett schmerzfrei aber der Nerv ist wohl noch etwas gereizt, da die Aussenseite meines Fusses noch taub und die Kraft in der gesamten Beinmuskulatur noch sehr geschwächt ist. Es kann eine Weile dauern bis alles wieder zurückkommt.
Jetzt liegt der vollständige Fokus darauf, dass alles vollständig ausheilen kann, damit ich in Zukunft keine Probleme mehr habe. Diesmal werde ich mir mehr Ruhe und Zeit gönnen, bevor ich effektiv mit dem Aufbautraining beginne. In den ersten Wochen nach der Operation werde ich viel Zeit mit Physiotherapie verbringen und meinen Körper vorrangig schonen. Im Februar plane ich, meine Ferien vorzuziehen, um meinem Körper und vor allem meinem Kopf die nötige Ruhe zu gönnen und abschalten zu können. Ende Februar werde ich dann mit der Reha und dem Aufbautraining beginnen und die Belastung langsam steigern.
Ich habe bereits einige Verletzungen erlebt aber noch nie eine so nervige und unberechenbare wie die mit der Bandscheibe. Das gesamte Betreuerteam ist einig, dass wir nun die Zeit haben und diese auch dem Körper geben werden um bestmöglich zu heilen und in der nächsten Saison wieder voll angreifen zu können.
Rückblickend betrachtet würde ich sicherlich einige Dinge anders angehen. Aber bei vielen Aspekten im Leben ist es ebenso, dass man im Nachhinein immer schlauer ist.
Bis Bald.
/Nico
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